SITUATION MANN 21. JAHRHUNDERT
„Wann ist ein Mann ein Mann?“, fragte vor Jahren Herbert Grönemeyer und brachte tiefe Verunsicherung in eine schon dato tief verunsicherte Männerwelt.
Heute fragen wir: „Was muss ein Mann alles und was darf er überhaupt (noch oder wieder)?“
Warum diese Frage?
Während mittlerweile vier Jahrzehnten gehen die Frauen neue Wege auf der Suche nach eigener Identität und einem eigenen Selbstverständnis und befreien sich aus veralteten Strickmustern ihrer Mütter. Die Männer bewegen sich hingegen auf einem Weg, den ihnen Smartphones, eigener Ehrgeiz, der „Markt“ oder ein noch immer falsch verstandenes Rollenverständnis diktieren, in eine Sackgasse und sind im Begriff, sich an deren Ende immer mehr selbst gegen die Wand zu fahren.
GEFÜHLTE GEFÜHLSLOSIGKEIT
Der Chef des Mannes ist sein rationaler Verstand, sein Herz und sein Bauchgefühl sind bestenfalls subalterne geduldete Mitarbeiter, mediokre Untertanen, ohne Stimm- und Mitspracherecht.
Der Mann hat verlernt, wahrscheinlich auch nie gelernt, über sein Innerstes zu sprechen. Männer schämen sich ihrer Verunsicherung, ihrer Misserfolge, Schwächen, Enttäuschungen, Ängste, Potenzstörungen und teilweise sogar ihrer Schmerzen, weil sie sich dadurch schwach und verletzlich zeigen würden. Medizinisch ist der Mann marginalisiert, Mitglied einer Parallelgesellschaft – oder kennen Sie einen Facharzt für Männermedizin FMH? Da schaut’s bei den Frauen schon ganz anders aus….
RAUM UND RAHMEN SCHAFFEN
Wir versuchen in der Sprechstunde des Männermediziners Dr. med. Marco Caimi dem Mann dafür einen Raum zu schaffen, um mal über das zu reden, wozu der Haus- und Facharzt keine Zeit hat. Bei einem Kaffee, einem Wasser oder auch einem Bier. Ja. Warum denn nicht?
Motto: „All das, was ich schon immer sagen wollte, mich aber nie getraute.“ Entspannt, mit genügend Zeit, sich verstanden fühlen.
REDEN – ANALYSIEREN – INS HANDELN KOMMEN
Sprechen Sie aus, was Sie beschäftigt, bedrückt – das ist der erste Schritt. Wo drückt der Schuh? Privat? Beruflich? Körperlich? Mental? Finanziell? Wir sprechen dabei auch die Sexualität an. Es gilt immer: So viel, wie unser männlicher Gast will und kann.
Danach folgt hochindividualisiert eine Analyse. Dies kann zusätzlich eine Blutuntersuchung sein. Eine funktionelle Untersuchung des Skeletts/Bewegungsapparates. Eine Suche nach Mangelzuständen. Eine Messung des Körperfettanteils. Oder eine simple Analyse der Tagesstruktur mit der Suche nach möglichen Freiräumen. Im Endeffekt ist es egal, ob diese Suche mit einem vierfarbigen Outprint oder auf der Rückseite eines Bierdeckels abgeschlossen wird. Männlicher Pragmatismus eben, den wir schon fast verloren hatten.
GEIST ODER KÖRPER?
Friedrich Schiller befand einst: „Es ist der Geist, der sich den Körper baut.“ Den umgekehrten Fall hielt die Medizin lange für ausgeschlossen. In den Lehrbüchern der Neurologie war lange Zeit zu lesen, körperliche Aktivität könne das Gehirn in keiner Weise beeinflussen. Ein mysteriöses Automatiezentrum würde Stoffwechsel und Durchblutung unserer Denkblase dauernd konstant halten, unabhängig ob sich jemand beim Holzhacken oder in der Siesta befinde. Nun revidieren Hirnforscher auf der ganzen Welt dieses vernichtende Urteil: Es ist in erster Linie der Körper, der sich den Geist baut! Und damit auch die guten (oder schlechten) Gefühle und Stimmungen. Viele Mediziner und insbesondere Psychiater haben dies noch nicht gemerkt.
Forscher der amerikanischen Duke University in Durham, NC, entdeckten in einer Vergleichsstudie, dass sich jemand, der dreimal die Woche joggt, genauso wirksam gegen Trauer, Missmut und Antriebslosigkeit schützt, wie Menschen, die täglich Stimmungsaufheller schlucken. Warum?
Der Psychiater Ronald Duman von der renommierten Yale University hat festgestellt, dass Mäuse, die nach freier Freude und Herzenslust auf dem Laufband rennen, in ihren Gehirnen ein Protein bilden, welches pharmakologisch gesehen wie ein Medikament gegen Depressionen wirkt. Es heisst VGF, verschaltet und vernetzt die Nervenzellen besser und effektiver und schützt das Gehirn gegen auszehrenden und krankmachenden Negativstress. Eingesperrte Mäuse produzieren dies nicht, unbewegte Menschen auch nicht.
KONKLUSION
Wir versuchen, über das Gespräch und den Körper an den Mann zu kommen. Ein wesentlicher Bestandteil ist dabei die Einladung zur Aufnahme regelmässiger, individuell angepasster körperlicher Aktivität zur Verbesserung der Selbstwahrnehmung, des Selbstwertgefühls, der Eigenidentifikation, aber auch des Stressabbaus und der Entspannung.
Ein anderer Bestandteil ist aber auch das Helfen zum Finden persönlicher Visionen, Lebenszielen und Aufgaben. Ob man(n) dies dann Lebensvisualisierung, Horizonterweiterung oder Spiritualität nennt, ist nicht matchentscheidend!
FÜR WEN IST DIE „SPRECHSTUNDE MÄNNERMEDIZIN“ GEEIGNET?
Männer jeden Alters (auch Adoleszente)
Männer mit Sinnkrisen
Männer, die sich körperlich unwohl, unfit fühlen und nicht wissen, wie und wo anfangen, etwas zu ändern
Männer mit gescheiterten Diätversuchen
Männer mit negativem Stress in Beziehung, Job oder mit sich selbst
Männer, die sich nicht (mehr) mit ‚na ja’ zufrieden geben
Männer auf der Suche nach eigener Identifikation
Männer auf der Suche nach einer eigenständigen Sexualität und Spiritualität
Männer in ungelöstem Konflikt mit dem Vater oder der Mutter
Männer, die Eigenverantwortung nicht länger der Partnerin oder der Umwelt delegieren wollen
KOSTEN
Medizinische Dienstleistungen wie zum Beispiel Laboruntersuchungen werden nach Krankenkassentarif abgerechnet.
Coaching / Beratung werden als Selbstzahler berechnet.