Obschon wir die Bezeichnung Männerpraxis tragen, haben wir ein sehr offenes Ohr und Herz auch für Damen. Ist dies nicht ein Widerspruch, der das angeblich Konsequente wieder inkonsequent macht?
Nein! Die meisten unserer Gäste leben oder lebten in einer Partnerschaft oder zumindest engen Freundschaft mit einer Frau, das heisst, ihr Leben wurde entscheidend auch vom weiblichen Element – positiv oder vielleicht auch negativ – mitgeprägt.
Eine gute Partnerschaft kann beflügelnd wirken, umgekehrt aber auch lähmen und in vermeintliche Sackgassen führen. Finden sich keine Ausgänge daraus, am besten gemeinsame, können nebst seelischen auch körperliche Symptome entstehen. Ob Sie dies nun als funktionelle Beschwerden (Beschwerden ohne organische Befunde), psychosomatische Störungen, larvierte Depressionen oder Burnout bezeichnen, ist nicht matchentscheidend und Wissenschaftlern überlassen. Wichtig ist, dass sich alle Beteiligten der Quelle der Störungen bewusst werden und bereit sind, gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Dies kann in Einzelsitzungen, gemeinsamen Sitzungen oder in einem Tages-Paarworkshop geschehen.
Wie könnten wir da Damen von unserer Praxis fernhalten wollen? Dies ist nur die nüchterne Begründung, die andere folgt sogleich:
Die Frau ist der komplementäre Anteil zum Mann (und umgekehrt), erst sie erschafft Leben als katalytisches Element, das die chemische Reaktion ermöglicht, die zur Erschaffung eines neuen Menschen oder einfach zu zusätzlicher grosser Lebensfreude führt. So wie aus Wasserstoff und Sauerstoff Wasser entsteht, etwas Lebenswichtiges, das es ohne die beiden Anteile nicht geben würde, so kann die Frau den Mann dazu bringen, sich in eine andere Gemütslage zu erheben, eine Gemütslage, die er ohne die Frau niemals erreicht hätte. Albert Camus’ Existenzialist liesse grüssen…!
Die Interaktionen zwischen den Geschlechtern sind in unserer reizüberfluteten Welt vielleicht das letzte Abenteuer des 21. Jahrhunderts. Es lohnt sich bei Störungen derselben, genau hinzuschauen. Dazu brauchen wir Vertrauen, Ruhe, Zeit und vor allem beide Geschlechter, möglichst unbewaffnet…
Dr. med. Marco Caimi