CORONA TÖTET. UND DIE ISOLATION?
In der Basler Zeitung von gestern Samstag, 19.12., war auf Seite 2 ein grosses Bild: Eine alte Frau wird von einem jüngeren Mann, wahrscheinlich ihr Sohn, geherzt. Dafür musste er in einen Ganzkörper-Plastikanzug/-überwurf schlüpfen. Auch die Hände sind darin verpackt. Bilder von Weihnachten 2020. Wenn wir so weitermachen für viele alte Menschen wahrscheinlich die letzten solchen «Festtage». Aber nicht wegen Corona…
Auf suedkurier.de ist heute zu lesen, daß bei einem “Corona-Ausbruch” 9 BewohnerInnen eines Pflegeheims in Konstanz “im Zusammenhang mit dem Virus gestorben” seien. Die Leiterin des Heims schildert die Situation so:
»„Derzeit sind noch sechs Mitarbeiter und vier Bewohner positiv getestet“, sagt Fuchs.
Nicht allen Senioren sei es jedoch trotz positiver Testung schlecht gegangen. Viele hätten sich weitestgehend gut gefühlt, andere hätten einen Schnupfen gehabt. Schlimmer sei die Isolation gewesen, die mit den Corona-Fällen einherging, so Fuchs.
Einzige Kontakte sind Mitarbeiter in Schutzkleidung
„Dass die Bewohner alleine in ihren Zimmern bleiben mussten, hat ihnen am meisten zugesetzt. Über Wochen waren die einzigen Sozialkontakte, die sie hatten, die Mitarbeiter, die in voller Schutzkleidung ins Zimmer kamen, sodass man sie nicht einmal erkannt hat“, schildert sie die Situation vieler Senioren…
Lange Zeit blieb es still im Pflegeheim
„Die Stille im Haus war schlimm“, erinnert sie sich zurück an die Zeit, in der alle Bewohner in ihren Zimmern bleiben mussten. Inzwischen kehre langsam wieder so etwas wie Normalität ein. Die Bewohner einzelner Stationen könnten mittlerweile ihre Zimmer wieder verlassen.
Doch Besuche sind weiterhin nicht erlaubt. Denn solange es weiter positive Testungen gebe, blieben die Türen des Pflegeheims für Besucher geschlossen – auch über Weihnachten. Deswegen versuche man mit Dekoration und weihnachtlicher Musik für etwas Aufhellung zu sorgen. Immer wieder kämen auch Geschenke von Verwandten an, die dann verteilt werden.«
So allein gelassen bleibt der Heimleiterin eine letzte verzweifelte Hoffnung:
»Derweil hofft Fuchs, dass das Margarete-Blarer-Haus bald wieder komplett coronafrei ist. Und, dass der Impfstoff bald für etwas Entspannung sorgen kann. Denn fest steht: Noch einen Ausbruch des Corona-Virus in dem Pflegeheim will sie nicht erleben.«
Szenenwechsel: Auch meine über 90jährige Mutter ist in einem Heim, einer Seniorenresidenz in Basel. Dort bewohnt sie eine 2,5 Zimmer-Wohnung mit kleinem Balkon. Sie bekommt ein Mittagessen im gemeinsamen Speisesaal 7x/Woche, an den Nachmittagen ist meist ein kulturelles Angebot geplant. Preis-/Leistung stimmen. Vom 23. November bis zum 3. Dezember durfte sie die Wohnung nicht mehr verlassen. Nein, nicht wegen Corona, sondern wegen eines Norovirus, das eine Bewohnerin des Heimes offenbar inne hatte. Am Mittwoch, 16. Dezember 2020, werden wir dahingehend informiert, dass sie erneut 10 Tage Zimmerarrest haben soll (vom 15.12. an), da eine Tischdame (die Abstände sind riesig!) wegen anderen Gründen ins Spital musste und dort zufällig auf «Corona» positiv getestet wurde.
Die Fragen meiner Frau an die Direktion und Pflegedienstleistung vor Ort bleiben praktisch unbeantwortet. Ein wirkliches Konzept habe man noch nicht, eine Testung sei nicht vorgesehen, sie müsse jetzt 10 Tage durchhalten. Der Heiligabend wäre in diesen 10 Tagen inkludiert.
Bisher hat sie alles mit erstaunlicher Supplesse weggesteckt: Den Osterlockdown, die Besuchsverbote, die Noro-Virus-Einsperrung. Aber jetzt beginnt sie am Telefon vom Sprung vom Balkon zu reden. Meine Frau und ich gehen am Abend des dritten Tages rein und machen ungefragt einen PCR-Test bei ihr und spenden ein paar Minuten Trost. Er ist negativ. Der nächste ist für Morgen geplant. Wenn der auch negativ ist, hebe ich die Quarantäne persönlich auf und wenn ich dabei Probleme kriege, bekommt die Residenz eine Strafklage von meinem Anwalt wegen Freiheitsberaubung. Schaue mer mal…