„Das Gesicht ist der Spiegel der Seele“
Tu Fu, chin. Lyriker, 712-770
Schönheit ist ein Mythos und eine Obsession zugleich. Seit Jahrhunderten betreibt der Mensch mit Salben, Wässerchen, Puder, Spritzen, Korsetts und Operationen eine technische Optimierung seines Körpers. Lange Zeit betraf allerdings das öffentlich verhandelte Schönheitsideal nur ein Geschlecht: Die Frau. Aber die Männer holen auf. The times they are a changing…Gut so. Die Neandertaler haben ihre Zeit gehabt.
Was ist Schönheit?
Was aber ist Schönheit? Ist es nicht einfach ein Spiel des Zeigens, Entblössens und Verbergens, des Vertuschens und Akzentuierens, eine „unproduktive Vorausgabung“, wie es George Bataille es nannte, die das zu suggerieren versucht, was noch niemand definieren konnte – was eben Schönheit ist? Ist Schönheit auf den ersten Blick erkennbar oder braucht es ein näheres Hinsehen? «Das, was man da auf den ersten Blick sieht», schrieb der Philosoph und Kultursoziologe Nicolaus Sombart, «ist gewissermassen nur eine optische Täuschung, ein ‹trompe-l’œil›.»
Als schön wird etwas empfunden, das symmetrisch und in den Proportionen ausgewogen ist, aber schon hier beginnen die Probleme, denn die absolute Symmetrie ist wiederum unästhetisch, jede Schönheit braucht den kleinen Makel. Je präziser der Versuch einer Beschreibung des Schönen, desto poetischer und metaphorischer wird er, bis die Definition am Ende das zu Definierende enthält: Schön ist, was gefällt. Leider wird etwas oft übergangen, wenn es um Schönheit geht: Schön ist vor allem, wenn sich jemand schön fühlt.
Dietmar Kamper und Christoph Wulf schreiben 1989 in „Der Schein des Schönen“ kapitulierend: „Der Versuch, sich der Schönheit zu bemächtigen, vernichtet sie. Sie bildet eine nicht auf anderes reduzierbare Welt, ist ohne Nutzen und spielt mit den erotischen Wünschen am Rande des Chaos und der Hoffnung auf Unvergänglichkeit.»
Für solche Schönheitsprosa, die mythologisierend das Unfassbare heraufbeschwört, hatte der Psychoanalytiker Sigmund Freud bereits 1930 nur Spott übrig: «Die Wissenschaft der Ästhetik untersucht die Bedingungen, unter denen das Schöne empfunden wird; über Natur und Herkunft der Schönheit hat sie keine Aufklärung geben können; wie gebräuchlich wird die Ergebnislosigkeit durch einen Aufwand an volltönenden, inhaltsarmen Worten verhüllt.»
Zusammenhänge zwischen Schönheit, Selbstwahrnehmung und Psyche
Heute dürfte sich Freud im Grabe wälzen, denn: Gerade die Psychologie und Psychiatrie scheint sich nun der Bedeutung des Aussehens (und damit, bei aller Subjektivität) der Schönheit endlich bewusst zu werden: Es geht um Selbstwahrnehmung und damit gekoppelt Selbstvertrauen. Die aus dem Zusammengehen von Selbstwahrnehmung und Selbstvertrauen geborene Tochter ist die Ausstrahlung und diese wiederum die Schwester des Charismas. Hand aufs Herz: Begegnen wir nicht lieber charismatischen Menschen als grummligen Miesepetern und Misanthropen?
Ob wir einen guten oder schlechten Tag haben, ob wir uns sicher oder unsicher, glücklich oder unglücklich, traurig oder froh fühlen, steht in unserem Gesicht geschrieben. Wie auf einer Visitenkarte ist in ihm vermerkt, wer wir sind, auch in einem Umfeld, in dem wir persönliche Informationen wie unser Alter nicht immer preisgeben wollen. Der demographische Wandel und die damit einhergehenden Ansprüche, bis in das fortgeschrittene Alter frisch und wach auszusehen, rechtfertigen den Anspruch an eine ästhetische Sprechstunde.
Mit ein Grund, warum wir uns zunehmend mit dieser Thematik in den letzten Jahren und Monaten beschäftigt und auch eine Zusatzausbildung in ästhetischer Medizin absolviert haben. Daraus ist innerhalb der Männerpraxis die Abteilung BC-Aesthetics entstanden. (BC für Bürgin & Caimi) Ein langer Weg, aber mit viel Spass und Freude beschritten und die Erfahrungen noch im letzten Jahr machen richtig Spass!
Ganz wenig schafft viel
Minimale Veränderungen der Mimik können bereits deutliche Auswirkungen auf Stimmung und Antrieb haben. Insbesondere Männer leiden nicht selten an einer ausgeprägten Zornesfalte, wirken dadurch streng, missmutig oder gar feindselig-abweisend, wie einst Hausmeister Krause im Mehrfamilienhaus oder Schulhaus-Hauswart Rüdisühli auf dem Pausenplatz. Da weder Krause noch Rüdisühli böse Menschen sind, wirkt ihre Fremdwahrnehmung rückkoppend auf sie selbst. Irgendwann sind sie Gefangene ihrer strengen, kontrollierenden und stets zurechtweisenden Rolle, ansonsten sie das Gefühl haben, nicht (mehr) ernst genommen zu werden.
Mit einer minimalen Menge an Botulinum-Toxin kann die Zornesfalte maximal entschärft werden. Handelt es sich um einen älteren Menschen, wirkt es hingegen lachhaft, wenn man auch die Stirnfalten wegspritzt, denn diese gehören zur Vita und Geschichte des Gesichtes und dieses soll nicht zu einer mimikbefreiten Maske mutieren.
Selbst bei leichten oder mittelgradigen Depressionen oder depressiven Verstimmungen führen solch punktuelle, feine und reduzierte Massnahmen zu deutlichen Stimmungsaufhellungen und Antriebssteigerungen, oft ohne zusätzliche Psychopharmaka. Studien haben ergeben, dass durch
minimale Eingriffe Selbstbild, Selbstvertrauen und Stimmung sich erheblich bessern können. Man spricht vom sog. „Facial-Feedback“.
Auch das Gesicht dehydriert
Gleiches gilt für schmale, strichförmige Lippen, tiefe Nasolabialfalten oder Augenrinnen (bei Frauen auch Krähenfüsschen). Hier arbeitet man aber nicht mit Botulinum-Toxin, sondern mit sog. Fillern, also Hyaluronsäure. Hyaluronsäure kommt im Körper natürlicherweise vor. Deshalb führt sie äusserst selten zu allergischen Reaktionen. Sie entspricht dem Schutz der oberen Hautschichten und arbeitet, vereinfacht gesagt, wie ein Schwamm. Das farblose Gel bindet nach der Injektion in geringen Mengen Wasser und führt dadurch zu einer strafferen und elastischeren Haut, u.a. auch dadurch, dass wieder mehr Kollagen gebildet wird. Dieser Effekt kann, je nach Hauttyp, Alter und Vorschädigung, bis zu 24 Monate anhalten. Bei den Lippen reicht nicht selten eine leichte Definition der Lippenkonturen oder der Lippenfältchen oberhalb des Lippenrotes ohne jegliche Vermehrung des Lippenvolumens zu einem frischeren und freundlicheren Aussehen.
Wenn es nächtens knirscht…
Nächtliches Zähneknirschen (Bruxismus) kann durch eine minimale Menge Botulinum-Toxin, injiziiert in den grössten Kaumuskel (M. Masseter) erheblich bessern und beispielsweise diese wenig schlaffreundlichen Schienen überflüssig machen.
Schmerzen?
Behandlungen im Rahmen der ästhetischen Medizin sind praktisch schmerzfrei. Man arbeitet mit ultradünnen Nadeln, deren Einstich kaum gespürt wird. Eine Ausnahme stellt die Mundregion dar (Lippenkonturen, Lippen). Da verwenden wir eine lokalanästhesierende Salbe in Eigenrezeptur (Emla ist kaum wirksam), die, 20 Minuten vorher aufgetragen, den Schmerz auf ein absolutes Minimum reduziert.
Reduced to the max!
„Die Zeit mag Wunden heilen, aber sie ist eine miserable Kosmetikerin“
Mark Twain
„Less ist sometimes more!“ (weniger ist oft mehr) sagte einst der grosse Architekt Mies van der Rohe. Was für die Architektur richtig ist, gilt erst recht für jegliche ästhetisch-medizinische Massnahme. Wir streben stets Verbesserung an, keine Veränderung und schon gar keine Verfremdung. Schlauchbootlippen mögen auf gewisse Männer einen erotischen Impact haben – à la bonne heure. Sie haben aber nichts mit gewissenhafter ästhetischer Medizin zu tun und halten im Gegenteil Menschen davon ab, die ohne die Persönlichkeit verändernden Medikamente davon erheblich profitieren könnten.
Jedes Gesicht hat seine eigene Vita und Geschichte. Nur unter diesem Aspekt ist eine altersadäquate Schönheit und Frische zu definieren.
© BC Aesthetics, Dr. med. Marco Caimi und Daniela Bürgin (bc-aesthetics.ch)